13 Thesen
Mag. Johannes Lhotka 3943 Schrems, Kleedorf 25 mobil: 0664 2300991 j.lhotka@werken.at
13 Thesen über die Unabdingbarkeit des Technischen Werkens
oder: Warum kann man Technisches Werken nicht endlich ganz abschaffen?
1. Technisches Werken ist das Tor zur Studierfähigkeit für Menschen, die einen technisch-praktischen Zugang zum Erkenntnisgewinn haben. Anfassen kommt vor Erfassen, Greifen vor Begreifen …..
2. Technisches Werken ist die Grundlage für Technologieverständnis und Technikkritik. Wer unsere jetzige Welt verstehen will, braucht technische Kenntnisse, wer unsere (vielleicht zu) technische Welt verändern will, muß wissen, was man weglassen kann.
3. Technisches Werken ist das Entwicklungs- und Bewährungsfeld für Eigeninitiative und Selbständigkeit. Immer nur brav Aufgaben machen ist zu wenig. Eigene Ideen konkret ausprobieren, immer wieder neue Versuche starten, Lösungen finden und das Werk mit eigenen Händen zusammenbauen – daraus entsteht das Bewußtsein: ich schaffe es!
4. Technisches Werken ist der für eine ganzheitliche Bildung notwendige handwerklich-praktische Gegenpol zur kopflastigen Theorie. Nicht zu Unrecht wird den Absolventen der Allgemeinbildenden Höheren Schule Praxisferne nachgesagt. Solche Vorwürfe können mit einem Oberstufenfach Technisches Werken abgewendet werden.
5. Technisches Werken ist das Labor für Experimentieren, Forschen, Begreifen und Verstehen von Zusammenhängen. Das Denken in Systemen, das Zusammenführen der theoretischen Fächer in praktischen, real existierenden Projekten und Werkstücken – so wird Wissen be-GREIF-bar. Technisches Werken spannt eine Brücke zwischen Theorie und Praxis für alle anderen Schulfächer.
6. Technisches Werken ist die Nagelprobe für schulische Bildung durch konkretes, praktisches Problemlösen. Fit für die Aufgaben der Zukunft. Weiterleben, auch wenn die Lehrer schon gestorben sind.
7. Technisches Werken ist ein Herausfordern der Kreativität (z.B. durch Erfinden). Nicht sklavisches Nachbauen von vorgefertigten Bausätzen, sondern Aufgabenstellungen, bei denen die Lösung auch für den Lehrer noch offen ist, Nutzung der kindlichen Kreativität für zukunftsträchtige Lösungen.
8. Technisches Werken ist eine Ausbildung zur Technikfolgeabschätzung. Nicht alles, was der Mensch machen kann, soll er auch erschaffen. Techno – Ethik in der Praxis.
9. Technisches Werken ist eine wichtige Hilfe zur Teamfähigkeit. Weg vom Einzelkämpfer, Teamwork ist gefragt. Der junge Erfinder, der zukünftige Handwerker, der Organisator von morgen, der immer hilfsbereite Handlanger – jeder findet in der Projektgruppe seinen Platz.
10. Technisches Werken ist das Bindeglied zwischen Hochkunst und Alltagskultur. Design oder nicht Sein, Wiener Werkstätten, Thonet und andere Beispiele österreichischer Gestaltungskunst für Gegenstände des täglichen Lebens: Technisches Werken schafft das Bedürfnis nach qualitätsvoller Gebrauchskunst.
11. Technisches Werken ist die Voraussetzung für bewußtes Konsumentenverhalten. Wer seine Bedürfnisse kennt, wer die Qualitätskriterien kennt, wer die gestalterischen und technischen Möglichkeiten kennt, der fällt auf keinen Ramsch herein.
12. Technisches Werken ist eine Hilfe zur Überlebensfähigkeit in Krisenzeiten durch die Vermittlung von Basis- und Alternativtechnologien. Wer kennt sie noch, die alten, aber wirksamen Tricks unserer Vorfahren, als es noch keinen elektrischen Strom gab, als alles noch von Hand gemacht wurde? Technisches Werken als Pfadfinderlager und als Überlebenstrainingscamp.
13. Technisches Werken ist die Vermittlerin von Schlüsselqualifikationen in einer vom Menschen gemachten Welt. Der Mensch gestaltet die Natur mit Hilfe der Technik nach seinem Gutdünken um. Unsere Kultur hat sich bereits sehr weit von der Natur wegentwickelt. Der Werkunterricht vermittelt Sachverstand und Verantwortlichkeit, um in dieser von der Technik bestimmten Welt zurechtzukommen.
15.5.1998 4.11.2006 26.4.2011